Das eigene Haus oder die eigene Wohnung: Das klingt schon toll und natürlich geniesst man ein gutes Gefühl, wenn man in der eigenen Immobilie lebt. Allerdings will die Entscheidung, ob man Haus oder Wohnung kauft oder doch lieber mietet, gut überlegt sein. Der Immobilienkauf hat nämlich viele Auswirkungen auf Ihr Leben und ist mit verschiedenen Vor- und Nachteilen verbunden, über die Sie nachdenken sollten. Wir bieten Ihnen in dieser schwierigen Frage Orientierung.
Ein neues Lebensgefühl: Haus oder Wohnung als Eigentum
Ärger mit dem Vermieter, Streit mit den Nachbarn, enge Grenzen in Bezug auf die Gestaltung der Wohnräume oder Auseinandersetzungen über Haustiere: Das alles fällt vielen Menschen ein, wenn Sie sich Gedanken darüber machen, wie es ist, in einer gemieteten Immobilie zu leben.
Sicher ist diese Sichtweise übertrieben. Und selbst wenn es von Zeit zu Zeit einmal zu einem Konflikt kommt, dann ist nicht gleich das ganze Leben von Streit und Stress bestimmt.
Und doch: Der Einzug in ein Haus oder eine Wohnung, die man selbst gekauft hat, ist schon eine ganz andere Erfahrung. Hier stehen vor allem Freiheit und Unabhängigkeit im Vordergrund. Das Gefühl, in den eigenen vier Wänden tun und lassen zu können, was immer man will, ist unbezahlbar.
Aber heben diese Vorzüge die ebenfalls vorhandenen Nachteile wirklich auf? Und passt das Immobilieneigentum zu jedem Lebenskonzept?
Das sind die Fragen, über die Sie nachdenken sollten, bevor Sie Ihre individuelle Entscheidung zwischen Mieten und Kaufen treffen. Und genau dabei wollen wir Ihnen helfen.
Mieten oder Kaufen: Immer auch eine Frage der Möglichkeiten
Bevor Sie damit beginnen können, sich Gedanken darüber zu machen, ob Sie ein Haus oder eine Wohnung lieber mieten oder kaufen wollen, müssen wichtige Voraussetzungen erfüllt sein. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob eine Immobilienfinanzierung zu Ihren persönlichen Möglichkeiten passt und wie es um die Tragbarkeit der Immobilie auf längere Sicht bestellt ist.
Grundsätzlich gilt, dass Sie sich darauf einstellen sollten, 20 Prozent des Kaufpreises eines Hauses oder einer Wohnung aus Eigenmitteln zu bezahlen. Hierbei muss es sich nicht zwangsläufig um Geld handeln, das unter Ihrem Kopfkissen oder auf Ihrem Konto liegt.
Eigenmittel umfassen nämlich auch Schenkungen, Erbvorbezüge, Wertpapiere, unbelehntes Bauland oder Guthaben aus der 2. oder 3. Säule. Wenn Sie Ihr Eigenkapital auf dieser Grundlage ermitteln, erhalten Sie bereits eine erste Vorstellung davon, was Ihre künftige Immobilie maximal kosten darf.
Allerdings muss hierbei noch ein weiterer Aspekt berücksichtigt werden. Dabei geht um die Frage, welche monatlichen Kosten Sie sich leisten können und wollen. Auch hier gibt es eine allgemeine Regel, die Ihnen Orientierung bietet. Gehen Sie davon aus, dass die jährliche Belastung, die mit der Immobilie verbunden ist, nicht mehr als 33 Prozent Ihres Bruttoeinkommens betragen sollte.
Hierbei müssen verschiedene Arten von Kosten berücksichtigt werden. Dies sind unter anderem Zinsen und Amortisation, die Kosten des Unterhalts und Rücklagen, die Sie im Zusammenhang mit der Immobilie bilden.
Auf Grundlage dieser Berechnung erhalten Sie ebenfalls einen Maximalwert, den Ihr Haus oder Ihre Wohnung kosten darf. Der niedrigere Betrag gibt hierbei die Grenze für die Anschaffungskosten vor.
Bei der Berechnung des Immobilienpreises sollten Sie im Auge behalten, dass hierbei bestimmte Kaufnebenkosten auf Sie zukommen. Hierbei handelt es sich um folgende Ausgaben:
- Notar: 0,1 bis 1,5 Prozent des Kaufpreises
- Eintragung ins Grundbuch: 0,1 bis 0,2 Prozent des Kaufpreises
- Errichtung eines Schuldbriefs: 0,1 bis 0,3 Prozent des Kaufpreises
- Handänderungssteuer: Regional sehr unterschiedlich
Beziehen Sie diese Ausgaben in Ihre Überlegungen mit ein, um eine realistische Vorstellung der Gesamtkosten zu entwickeln.
Ein Haus oder eine Wohnung kaufen: Das sind die Vor- und Nachteile
Wenn Ihre Berechnungen ergeben, dass Sie sich eine eigene Immobilie leisten können, dann ist die wichtigste Voraussetzung bereits erfüllt. Jetzt gilt es für Sie aber noch, zwischen den Vor- und den Nachteilen abzuwägen, die mit dem Kauf von Haus oder Wohnung verbunden sind. Schauen wir uns diese einmal der Reihe nach an.
Vorteile beim Kauf von Haus oder Wohnung
- Unabhängigkeit und Freiheit
- Keine Gefahr von Kündigung durch Eigenbedarf
- Eine ideale Altersvorsorge und eine solide Geldanlage
- Bei niedrigen Zinsen meist günstiger als mieten
- Sanierung, Renovierung und Verschönerung steigern den Wert
Unabhängigkeit und Freiheit bedeuten in diesem Zusammenhang, dass Sie nicht erst einen Vermieter überzeugen müssen, bevor Sie etwas an Haus oder Wohnung verändern. Sie entscheiden alleine, wenn Sie zum Beispiel Wände versetzen, ein neues Bad einbauen oder andere Veränderungen vornehmen wollen.
Hinzu kommt, dass Ihnen als Besitzer einer Immobilie nicht die Gefahr droht, dass ein Vermieter plötzlich Eigenbedarf anmeldet und Sie Haus oder Wohnung verlassen müssen. So können Sie Ihre Wohnsituation viel besser planen.
Eine eigene Immobilie bildet nach wie vor eine gute und solide Geldanlage. Die Immobilienpreise steigen im Laufe der Zeit. Ausserdem sinken die Wohnkosten, sobald Sie die Hypotheken abbezahlt haben. So entsteht eine optimale Versorgung für den Ruhestand.
Wenn die Zinsen niedrig sind, so wie es bereits seit einigen Jahren der Fall ist, dann liegen die Kosten für den Kauf einer Immobilie oft unter denen, die im Laufe der Zeit an Miete bezahlt würden. Kaufen ist damit also oft günstiger als mieten.
Schliesslich steigern zahlreiche Arbeiten, die Sie am Haus oder der Wohnung durchführen oder durchführen lassen den Wert der Immobilie. Eine Sanierung, Renovierungen oder Verschönerungen machen Ihren Besitz somit immer wertvoller.
Nachteile beim Kauf von Haus oder Wohnung
- Geringe Flexibilität bei sich ändernden Lebensumständen
- Vorhandenes Kapital wird gebunden
- Anschlussfinanzierungen bergen das Risiko steigender Kosten
- Selbst verantwortlich für Schäden oder Reparaturen
Wenn Sie Haus oder Wohnung kaufen statt mieten, dann binden Sie sich damit stärker an eine Immobilie. Ändert sich Ihre Lebenssituation zum Beispiel durch einen Jobwechsel in einer anderen Stadt oder eine Trennung, dann ist der Wohnungswechsel komplizierter.
Ausserdem binden Sie mit dem Immobilienverkauf vorhandenes Kapital. Ersparnisse können damit nicht mehr für anderen Dinge ausgegeben werden oder als Reserve für den Notfall dienen.
Wenn Sie nach einigen Jahren eine Anschlussfinanzierung benötigen, dann ist es möglich, dass die Zinsen bis dahin stark gestiegen sind. In der Folge steigen damit Ihre Wohnkosten deutlich an. Für Schäden, Reparaturen und Ähnliches sind Sie als Eigentümer einer Immobilie selbst verantwortlich. Sie müssen sich eigenständig um die Instandsetzung kümmern und die Kosten hierfür alleine tragen.
Ein Haus oder eine Wohnung mieten: Vor- und Nachteile in der Übersicht
Sie kennen jetzt die positiven und negativen Folgen, die mit dem Immobilienkauf verbunden sind. Schauen wir uns jetzt die Vorteile und Nachteile an, die mit dem Mieten eines Hauses oder einer Wohnung verbunden sind.
Vorteile beim Mieten von Haus oder Wohnung
- Hohe Flexibilität in Bezug auf die Wohnsituation
- Mehr Bequemlichkeit im Falle von Defekten
- Wohnungswechsel statt endlosem Streit mit Nachbarn
Als Mieter haben Sie jederzeit die Möglichkeit, ein Haus oder eine Wohnung mit kurzer Frist zu kündigen. Steht also zum Beispiel aus beruflichen Gründen ein Ortswechsel an oder kommt es zu einer Trennung, werden Sie den Wohnraum schnell wieder los.
Wenn etwas in Haus oder Wohnung nicht funktioniert oder es zu einem Schaden kommt, ist in vielen Fällen der Vermieter dafür verantwortlich, für Abhilfe zu sorgen. Das ist bequem und spart Geld.
Kommt es zu einem ernsthaften Streit mit Nachbarn, dann können Sie als Mieter die Konsequenz ziehen und sich eine neue Wohnung suchen.
Nachteile beim Mieten von Haus oder Wohnung
- Mietausgaben kommen Ihnen nicht zugute
- Bei Eigenbedarf verlieren Sie Ihr Zuhause
- Weniger Freiheit in Bezug auf Gestaltung und Nutzung
Die Mietausgaben, die Sie im Laufe der Jahre investieren, kommen Ihnen nicht zugute. Stattdessen finanzieren Sie damit Ihrem Vermieter seine Immobilie. Für Sie selbst ist das Geld verloren.
Wenn Ihr Vermieter Eigenbedarf anmeldet, verlieren Sie Ihre Wohnung, ohne dass Sie dagegen etwas unternehmen können. Auch wenn das Risiko vielleicht nicht sonderlich gross ist: Diese Gefahr sorgt insgesamt eher unsicheres Gefühl.
Als Mieter stehen Ihnen im Vergleich zum Eigentümer weniger Freiheiten zu. Sie können Ihr Domizil nur in Grenzen nach Ihren eigenen Wünschen umgestalten und stehen auch bei der Nutzung unter verschiedenen Einschränkungen. So benötigen viele Mieter das Einverständnis Ihres Vermieters zur Haltung von Haustieren oder zur Untervermietung, um nur einige Beispiele zu nennen.
Unser Fazit: Analysieren Sie Ihre Situation sorgfältig
Wie Sie sicher schon bemerkt haben, gibt es in Bezug auf die Entscheidung, ob Sie eine Immobilie besser kaufen oder mieten sollten, keine Patentlösung. Vielmehr hängt hier alles von Ihrer individuellen Situation und Ihren persönlichen Wünschen ab.
Als Faustregel kann man aber sagen, dass Menschen, die sich gerne langfristig binden, über Eigenmittel verfügen, die sie gerne solide anlegen würden und die im Alter von niedrigen Wohnkosten profitieren wollen, mit dem Kauf von Haus oder Wohnung gut bedient sind.
Legen Sie dagegen Wert auf Flexibilität in Bezug auf den Wohnort, wollen vorhandene Geldmittel lieber dauerhaft verfügbar halten und wünschen sich eine möglichst bequeme Wohnsituation ohne zusätzliche Belastungen, dann bildet das Mieten einer Immobilie eine gute Alternative.